"Ich bin kein Künstler, der Sachen erfindet oder Geschichten erzählt", sagt  Christoph Bucher über sich. Vielmehr ist es die Sachlichkeit der Dinge, die bei ihm die Geschichte erzählt. Und dem will er nicht im Wege stehen. Er nimmt sich zurück, damit die Kunst gedeihen kann. Er ist ein Poet der Simplizität. Mit wenigen Mitteln schafft der Schweizer eine Wirklichkeit, die den Betrachter heimlich, still und leise in ihren Bann zieht. Bucher  wählt als Vorbild für seine Werke gerne das Naheliegende. So malte er für seine Bewerbungsmappe an der Dџsseldorfer Kunstakademie die rote Wolldecke, die ihn in der Nacht gewärmt hatte. Zum Anfassen echt. Die Stofflichkeit ist es, die ihn reizt. Viele seiner Arbeiten sind hölzern "also aus Holz" ohne aber hölzern zu wirken. Passgenau schneidet er sich seinen Mal-Untergrund aus Sperrholz zurecht  Р Birke, Kiefer, Eiche oder Lauan. Bucher kommt dabei von Hölzchen auf Stöckchen. Denn der sich beim Schneiden ansammelnde Holzabfall bildet sich in seinen Werken ab. Das hier Naheliegende lässt jedoch nicht auf das Ergebnis schließen. Denn planvoll ist an diesen Arbeiten wenig. Er lässt den Zufall walten, nimmt die Maserung und Farbigkeit seines unbehandelten Maluntergrunds nicht nur in Kauf, ihr Verlauf geht vielmehr eine lohnende Symbiose mit dem Dargestellten ein. Welches Bild sich daraus ergibt, ist auch für den Künstler stets eine Überraschung."Es entsteht durch mich, ohne unmittelbaren Einfluss von mir", sagt er, lässt sich auf das Unvorhersehbare ein und findet das gut so. "Ich bin selber der Staunende im Endeffekt", sagt Bucher. Der Wille zur Gestaltung geht ihm  dabei völlig ab. Er geht so weit zu sagen, dass ein Bild auf Holz gemalt zunächst mal nicht den Anspruch habe ein Gemälde zu sein. Spanne ein Künstler dagegen seine Leinwand auf, so sei das zielgerichtet und der Weg klar. Damit nicht genug, benutzt Bucher stets nur eine Farbe. Auch diese verselbstständigt sich auf dem Holz. Denn welchen Ton sie auf welchem Untergrund annimmt, ist das erste Aha-Erlebnis, das nächste folgt auf die Vielschichtigkeit. Schicht auf Schicht gewinnen die Klљtzchen an Dimension und Intensität. Plastische Landschaften entstehen, mit Licht und Schatten.

 

Christoph Buchers aktuelle Bilder sind eine Hommage an seinen verstorbenen Vater, den Maler Hans Bucher. Darin nimmt er sich der Inhalte an, denen sich auch der Vater widmete Р Türen und Fenster voller Geheimnisse. Hintersinnig ist hierbei vor allem, dass eine Tür auf Birkensperrholz gemalt sozusagen zur Über-Tür wird: Ein hölzerner Gegenstand eben, auf Holz abgebildet. Real aus Holz mögen diese Öffnungen sein und doch ist etwas Merkwürdiges mit ihnen: keine Klinken, keine Griffe. Die Türen führen nirgendwohin. Die Fenster erlauben keinen Durchblick. Sie sind blind vor Holz. Es mag Christoph Buchers Ziel nicht sein, Geschichten zu erzählen. Doch er verführt den Betrachter, sich die Geschichten zu erzählen. Sie entstehen in dem Moment, in dem sich die Fragen stellen: 

Was steckt hinter der Tür? 

Was hinter den Fenstern?

 

Katja Hütte, 2010.

 

 

“I’m not an artist who invents things or who tells stories”, says the Swiss artist Christoph Bucher about himself. In his work, it is the objectivity of the materials that tells the story. And he doesn’t want to stand in its way. The artist withdraws so that art can flourish. He is a poet of simplicity. He employs deliberately restricted means to create a reality, which secretly, calmly and silently pulls the viewer under its spell. As inspiration for his work, Bucher likes to choose what is lying immediately close at hand. For his application portfolio for the Dџsseldorf Art Academy he painted the red blanket that had warmed him in the night. Real enough to touch. It was the materiality that excited him. Many of his current works are wooden - but only in the sense of being made of wood - never seeming wooden. He precisely cuts his painting substrate of untreated plywood - birch, pine, oak or lauan - to size, and in so doing, he starts to chase his own tail, because the wooden off-cuts that he generates while cutting become the subject of the work. Paradoxically however, the final result is not lying close at hand. Then there is very little that could be seen as methodical about these works. The painter allows chance to rule, and not only by accepting the grain and colour of his somewhat unusual substrate, but, far more, this composition enters into constructive symbiosis with what is painted. The resultant image is therefore also for the artist a constant surprise, “it is created through my influence, without me directly influencing it”, he says, accepting unpredictability and happy to do so. “In the end, I’m the one who’s amazed”, says Bucher. A will to design is completely lacking. He even goes so far to say that, for starters, an image painted on wood doesn’t even make a claim to be a painting. If an artist were to stretch a canvas however, that would be purposeful and the intention would be clear. 

As if that weren’t enough, Bucher only uses a single colour. This colour also becomes autonomous on the wood. The first revelation is what hue it assumes on which background, and the next comes as a result of multi-layering. Layer after layer, the wooden blocks grow in dimension and intensity. Sculptural landscapes emerge, defined by light and shadow.

 

Christoph Bucher’s current works pay homage to his late father, the painter Hans Bucher. He takes on the subject matter that his father had dedicated himself to - doors and windows, which were full of mystery. Here, the particular inventive subtlety that arises is that a door painted onto birch plywood becomes a hyper-door as it were: a wooden object, depicted on wood. Although these openings may be made of real wood, however, there is still something strange about them: no latches, no handles. These doors lead nowhere. The windows don’t allow us to look through them. They are blinded by wood. It might not be Christoph Bucher’s intention to tell stories. Yet he seduces his viewers to start telling them to themselves. Stories appear in the moment when we start to ask ourselves the questions: What is behind the door? 

What is behind the windows?